Freitag, 15. November 2019

Mein Projekt, meine Arbeit oder wie auch immer, man es nennen möchte

©Mary Carlsen
Ich bin jetzt nun schon seit drei Monaten in meiner Gastfamilie und in meinem Projekt und habe jetzt so einigermaßen einen geregelten Tagesablauf. Deshalb dachte ich, wird es mal Zeit, hier darüber zu berichten, was genau ich eigentlich die ganze Zeit mache.
Was meine Freizeit betrifft, wird dazu noch ein separater Post kommen, alles, was ihr hier lest, bezieht sich auf die Schule, an der ich bin. Weiter unten ist ein von mir mit liebe erstellter Stundenplan zu sehen, dessen einzelne Punkte ich nun im einzelnen erläutern werde. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und hoffe, ich verschaffe euch so einen kleinen Einblick in meinen Arbeitsalltag!

Mein Projekt ist in Kirkkomännikön Koulu (Kirkko=Kirche, Männikön=Kiefer, Koulu=Schule), einer Grundschule, das heißt, die Kinder sind zwischen sechs und zwölf Jahre alt und besuchen hier die Vorschule und Klasse 1-6. In Finnland werden die Kinder erst mit sieben Jahren eingeschult, die Vorschüler sind mit ihren sechs Jahren also die Jüngsten. Es besuchen etwa 500 Kinder die Schule, das ist ganz schön groß für so einen kleinen Ort. Andere Schulen in der Umgebung haben teilweise sehr viel weniger Schüler, zwischen 30 und 100 ist eine ganz gewöhnliche Anzahl.
©Mary Carlsen
Als ich meine Platzzusage bekommen habe, da war die Projektbeschreibung eher ungenau. Es hieß nur, ich würde den Lehrern assistieren, aber das kann von, hinten in der Klasse sitzen und nichts machen zu selbst unterrichten ja alles heißen. Ich hatte also keine Ahnung, was genau meine Aufgabe hier sein würde. Tatsächlich habe ich bevor ich hierher gekommen bin, Kontakt zu zwei Deutschen Jungs gehabt, die vor mir das selbe Projekt hatten und sie haben mir so erzählt, was sie gemacht haben. Das klang alles ganz nett, aber eine genaue Vorstellung hatte ich trotzdem nicht. Und ganz ehrlich? Das macht auch gar nichts, denn ich habe dieses Jahr ganz andere Aufgaben, als die Freiwilligen vor mir und da bin ich auch ganz froh drüber, denn mit meinem Projekt bin ich echt mehr als zufrieden!

Ich blende euch hier jetzt mal meinen Stundenplan ein (entschuldige für die Form-Fehler) und erkläre euch die einzelnen Punkte mehr oder weniger ausführlich:








©Mary Carlsen
Mein Tag beginnt um acht Uhr morgens (meistens ein paar Minuten später, in meiner Gastfamilie ist zu spät kommen fast schon Tradition) in der Vorschule. Die Lehrer dort sind Katja und Hanttu, die zwei sind ein eingespieltes Team und super lieb! Katja organisiert alles, außerdem bringt sie den Kindern lesen und schreiben bei. Hanttu ist die Kreative, von ihr kommen all die vielen Bastel-Ideen. Sie ist ein ganz eigener Charakter, trägt die verrücktesten Klamotten, macht ihren eigenen Schmuck (der richtig schön ist!) und ist super witzig und lieb! Sie spricht nicht so gut englisch, hilft mir aber dabei, finnisch zu lernen. Und dann bin da noch ich in der Vorschule. In jedem normalen Schuljahr bräuchten Katja und Hanttu keine Unterstützung, dieses Jahr allerdings schon, denn es sind vergleichsweise viele Kinder in der Vorschule. Und unter ihnen ist ein kleiner Junge, der im Sommer mit seiner Familie aus Griechenland hergezogen ist. Sein Name ist Prodromos (genannt Pro) und er kann kein finnisch und ist noch dazu sehr aktiv, temperamentvoll und verdammt schlau. Ich bin offiziell nur für ihn in der Vorschule, um ihm die Aufmerksamkeit zu schenken, die er braucht und von Katja und Hanttu nicht bekommen kann, weil die ganz viele andere Sachen zu tun haben.
©Mary Carlsen
Wenn die Kids Buchstaben und Zahlen lernen, sitze ich neben ihm und helfe ihm, sich zu konzentrieren und die Aufgaben zu machen. Beim Basteln versuche ich, ihm mit Gestik und Mimik, meinen Englisch- und (wenig) vorhandenen Finnisch-Kenntnissen zu erklären, was genau er machen muss. Meistens klappt das ganz gut, und wenn er mich gar nicht versteht, nehmen wir Lehrer Google Übersetzer und die Sprachfunktion zur Hilfe, um ihm in seiner Muttersprache zu erklären, was er tun muss. Nach dem Essen, wenn die anderen Kinder vorgelesen bekommen, lerne ich immer ein wenig finnisch mit ihm. Dafür habe ich verschiedene Materialien zur Verfügung: Bücher, Memory-Karten, Bilder und Videos. Es ist nie super viel Zeit, deshalb kommen wir nur langsam voran und manchmal, da ist es auch super schwer, mit ihm zu arbeiten, weil er einfach echt schlecht gelaunt ist oder keine Lust hat, aber inzwischen merkt man, dass er langsam Finnisch lernt. Nicht nur durch unsere kleinen Einheiten, sondern vor allem, weil ihn die finnische Sprache die ganze Zeit umgibt. Es ist wirklich toll zu sehen, wie er Schritt für Schritt mehr zu verstehen scheint und die Wörter, die er lernt auch benutzt. Natürlich nicht immer grammatikalisch korrekt, aber doch so, dass es immer leichter wird zu verstehen, was er einem sagen möchte und das Wort puhelin (dt. Telefon - Er verlangt nach Google Übersetzer) immer weniger aus seinem Mund zu hören ist. Ich möchte aber nicht zu viel vorweg nehmen, denn ich habe vor, seine Fortschritte hier auf diesem Blog zu dokumentieren.
©Mary Carlsen
©Mary Carlsen
Stattdessen ein bisschen mehr über die Arbeit in der Vorschule: Hier wird viel gebastelt. Also wirklich viel und das ist richtig toll! Wir machen ganz viele praktische Sachen, die Kinder haben zum Beispiel alle einen Beutel für ihre Stifte und den haben wir zusammen bestickt und eine Kordel zum
Verschließen hergestellt. Und da momentan Herbst ist, sind wir auch viel am Basteln zu diesem Thema. Überall in der Vorschule hängen nun kleine Kunstwerke, bunte Blätter, Fliegenpilze und Kürbisse. Aus Pappe haben die Kinder Häuser für die Bären, die Winterschlaf halten entworfen und anschließend sogar die Bären selbst aus Knete geformt, manche sind richtig gut geworden und bei anderen Fragt man sich wo genau sich nun welches Körperteil befindet und entdeckt es selbst nach intensivem Betrachten der Skulptur nicht, aber das ist ja auch nicht wichtig. Es ist einfach schön zu sehen, was die Kids so erschaffen und ob nun über den Rand gemalt wurde, oder die Blätter plötzlich unnatürliche Farben haben, spielt keine Rolle.
©Mary Carlsen
Ansonsten haben wir Montags immer 1,5 Stunden Zeit mit den Kindern Schlittschuhlaufen zu gehen. Die Eishalle ist direkt neben der Schule, weshalb die Kinder hier im Unterricht lernen, wie man Schlittschuh fährt. Leider nicht das ganze Jahr über sondern nur vier Wochen am Stück, das heißt, wie sind nun im November dran. Ich persönlich freue mich immer riesig auf Montag, es macht einfach echt viel Spaß, sich auf dem Eis zu bewegen, ich lerne sogar selbst noch ein bisschen dazu. Und es ist auch zuckersüß zu beobachten, wie die Kids langsam lernen, sich auf dem Eis zu bewegen. Alle drei Sekunden fällt jemand hin oder fährt in jemand anderen hinein. Am Anfang konnte ich kaum hinsehen, mir taten schon beim Zuschauen die Knochen weh, wenn wieder mal ein Kind auf den Hintern gefallen war, aber inzwischen bin ich da ein bisschen abgehärteter. Es hat sich noch keiner verletzt und so lernen sie nun mal. In ein paar Jahren, erinnern sie sich sowieso nicht mehr daran.

©Mary Carlsen
©Mary Carlsen
Ich bin einfach unglaublich froh, in der Vorschule zu sein und Katja und Hanttu helfen zu können. Wir machen jeden Tag etwas anderes und auch, wenn die Kids manchmal super anstrengend sind, weil sie eben nicht die ganze Zeit nur hinter ihrem Tisch sitzen sondern viel Zeit zum spielen und toben haben, wird es wenigstens nie langweilig dort.








Wie ihr auf dem Stundenplan sehen könnt, ist "Mittagessen" von 10 bis 10.30 Uhr. Ja, das ist früh. Ja, das nervt mich extrem. Und ja, ich habe aufgehört, Zuhause zu frühstücken und nehme stattdessen das "Mittagessen" als Frühstück war. Nun, das hat zwar den Vorteil, dass ich Morgens länger schlafen kann, aber das ist auch schon das einzig Gute an dieser Uhrzeit.
Ansonsten ist das Essen ganz okay denke ich, Schulkantine halt. Die Mensa der Schule wird gerade umgebaut, weshalb wir in der Turnhalle essen und dort ist es nicht nur weniger gemütlich, sondern sie haben dort auch keine Küche. Meine Gastmutter meint immer, früher war das Essen richtig gut im Vergleich zu jetzt. Ich finde es jetzt nicht total schlecht, aber ein bisschen mehr Abwechslung wäre schon nicht schlecht. Ich glaube, es vergeht kein Tag, an dem ich nicht irgendetwas mit Kartoffeln esse, sei es als Beilage dazu oder in der Suppe, im Auflauf etc. Was mich überrascht hat sind zwei Punkte: 1. ist Milchreis hier sehr bekannt und wird super oft gegessen (das wäre das Paradies für meinen Bruder) und 2. trinken die Kinder hier so unglaublich viel Milch. In der Kantine kann man immer zwischen Wasser und Milch als Getränk auswählen und jedes einzelne Kind wählt Milch. Und auch mein Gastbruder, der nun schon 15 und nicht sechs ist, konsumiert Milch gefühlt als Hauptnahrungsmittel. Manchmal nimmt er morgens eine ganze Ein-Liter Packung mit ins Auto und trinkt diese auf dem Weg zur Schule. Das scheint also wirklich ein Ding zu sein hier. Nachtrag: Ich habe meine Gastmutter bezüglich der Milch und der Kartoffeln gefragt: Die Kinder müssen Milch trinken in der Schule, damit sie genug Calcium bekommen. Kartoffeln sind in der Tat sehr normal in Finnland, aber nicht nur hier. Meine Gastmutter (die ja aus Belgien kommt) war ganz verwundert, als ich ihr erzählt habe, dass ich in Deutschland nicht jeden Tag Kartoffeln esse, sondern höchstens 3x die Woche. "Ein Tag ohne Kartoffeln ist okay für mich, aber mehr als zwei Tage keine Kartoffeln essen könnte ich nicht. Kartoffeln sind ja auch gesund." Meinte sie daraufhin.







Um kurz nach elf, wenn die Vorschulkinder nach draußen spielen gehen, ist meine Arbeit in der Vorschule jeden Tag vorbei. Dann begebe ich mich immer ins Lehrerzimmer, trinke eine Tasse Kaffee (Ich trinke viel Kaffee in Finnland) und rede mal mehr, mal weniger mit den anderen Lehrern. Etwa eine Stunde lang habe ich Pause und ungefähr die Hälfte von der Zeit befinde ich mich im Lehrerzimmer. Es ist super gemütlich mit Sofas und auf dem Tisch in der Mitte stehen immer ein paar kleine Snacks wie Zimtschnecken, Schokolade, Doughnuts oder Kekse. Manchmal nutze ich die Zeit, um Sachen für die Vorschule vorzubereiten, manchmal plane ich hier meine Reisen oder nehme mir Zeit und kommuniziere mit meinen Freunden in Deutschland. Ich genieße diese Zeit für mich immer sehr, eine kleine Pause von den lauten Kids und ein wenig Erholung, bevor der Unterricht für mich in Inkas Klasse weitergeht.







©Mary Carlsen
Inkas Unterricht ist das, was für die Freiwilligen vor mir ihr Projekt war. Während diese hier den ganzen Tag verbracht haben, bin ich nur täglich von 12.15 Uhr bis 13.50 Uhr mit in Inkas Unterricht und das reicht mir auch völlig. Ich weiß echt nicht, wie die anderen das vor mir ausgehalten haben, denn ganz ehrlich? Es ist super langweilig. Natürlich nicht immer, aber die meiste Zeit sitze ich hinten im Klassenraum an meinem Tisch und versuche mich irgendwie zu beschäftigen. Manchmal lerne ich Finnisch, manchmal sortiere ich irgendwelche Sachen und ab und zu kann ich Tests von den Schülern korrigieren. Aber mehr nicht. Und deshalb ich es völlig in Ordnung, dass dafür nur 1,5 Stunden am Tag draufgehen. Es ist mir wirklich nicht klar, was genau die Freiwilligen vor mir in dieser Zeit immer gemacht haben und das ein Jahr lang!
©Mary Carlsen
Manchmal, ist Inka nicht in der Schule, dann darf ich selbst eine Klasse unterrichten. Das ist immer ziemlich cool und auch immer wieder eine Herausforderung. In der Regeln unterrichte ich dann die 5. Klasse, von denen hat Inka zwei im Unterricht. Die eine ist super lieb und fleißig und ein Junge, der aus Australien kommt und dementsprechend gut englisch spricht, hilft mir, mich mit den
anderen Kindern zu verständigen. Die andere 5. Klasse, die Inka im Unterricht hat und die ich manchmal unterrichten darf ist sehr laut, sehr anstrengend und hat wenig gute Schüler. Immer, wenn ich vor dieser Klasse stehe, bin ich super froh, dass es sehr lange dauert, bis meine Geduld ausgeschöpft ist, denn Gott, manchmal würde ich den Kindern gerne den Kopf abreißen (die Vorstellung davon hilft, mich wieder abzuregieren). Aber ganz ehrlich: Ich würde lieber jeden Tag vor dieser Klasse stehen, als einfach nur hinten in Inkas Klasse zu sitzen. Mit der 5. Klasse wird es wenigstens nicht langweilig und ich habe immer etwas zu tun. Außerdem finde ich es gut, dass Inka mir gut genug vertraut, dass sie mich alleine- und die Kinder unterrichten lässt. Natürlich sagt sie mir vorher, was ich mit ihnen machen soll, aber nichts desto Trotz empfinde ich es nicht als selbstverständlich, dass ich diese Aufgabe habe.







Ich weiß, dass Extra English Class Dienstags auf dem Plan steht, allerdings variiert es immer, wann genau das stattfindet. Gedacht ist jeden Dienstag eine Stunde mit den Fünftklässlern, Montags eine Stunde mit den Sechstklässlern und Mittwochs eine Stunde mit den Drittklässlern. Da dies allerdings eine Art freiwillige Nachhilfestunde für diejenigen ist, die eher schwach in Englisch sind, könnt ihr euch vorstellen, dass die Kids manchmal lieber nach Hause gehen als zu mir zu kommen. Verständlich. Wenn sie doch mal da sind, lernen wir meistens Vokabeln und spielen lern-effektive Spiele. Ich muss zugeben, das bringt mich in meinen Finnisch-Kenntnissen mehr voran als dass die Schüler ihr Englisch verbessern, aber Inka sieht nicht so richtig ein, dass diese Stunde nicht viel bringt, wenn die Kinder kein englisch lernen wollen und deshalb mache ich einfach weiter. Ich bin ehrlich gespannt,ob sich irgendwann noch einmal der Schalter umlegt bei den Kindern und sie anfangen, zu erkennen, wie wichtig englisch ist oder ob ich bis zum Ende des Schuljahres weiter nur so tue als ob es ihnen etwas bringt.







Mittwochs ab 14 Uhr findet immer der Tanzclub für 1,5 Stunden statt, den ich mit Inka leite (auch wenn sie immer zu Anfang verschwindet und ich quasi die ganze Zeit alleine mit den Kindern bin, aber das passt schon). Hier haben die Kinder die Möglichkeit zu tanzen und Choreografien zu entwickeln und ich helfe ihnen immer mal wieder, wenn ihnen gerade nichts einfällt. Das macht schon Spaß, so richtig spannend wird es mit diesem Club aber erst im Frühling, denn dann findet in ganz Finnland ein Tanzwettbewerb statt, der Power Mover genannt wird. Hier tun sich Schüler in Gruppen zusammen und entwickeln einen Tanz zu einem bestimmten Motto. Es gibt mehrere Runden, wo sie vor einer Jury tanzen müssen und nach und nach scheiden immer mehr aus. Das Finale findet dann in Helsinki statt und ich muss zugeben, dass ich total darauf hinfiebere. Ich freue mich richtig, als "Trainer" bei diesem Wettbewerb mitzumachen und mit den Kindern zusammen eine Choreografie zu entwickeln. Bei solchen Sachen ist gleich mein Ehrgeiz geweckt und auch, wenn es noch ein halbes Jahr hin ist, mache ich mir jetzt schon Gedanken darüber, wie wir am besten gewinnen. Der Frühling wird super!







©Mary Carlsen
©Mary Carlsen
Ich glaube, von allen drei Clubs, die ich habe, ist dieser hier mein Favorit. Es ist der einzige Club, den ich selbst leite und wo ich auf niemanden sonst angewiesen bin. Jeden Donnerstag treffe ich mich mit drei Mädels aus der sechsten Klasse in einer kleinen Schul-Küche und dann haben wir eine Stunde Zeit, um etwas zu backen oder zu kochen.

©Mary Carlsen
Die Mädchen sind echt lieb und bis jetzt war immer alles, sehr lecker, was wir so erschaffen haben. Muffins, Cookies, Pfannkuchen... Das einzige Problem ist, dass eine Stunde nur sehr wenig Zeit ist, besonders, wenn man zu viert backt. In einer Stunde schaffe ich alleine immer sehr viel, wenn man sich allerdings mit drei anderen Personen absprechen muss, geht immer viel Zeit verloren. Deshalb können wir leider immer nur kleine und nicht aufwendige Dinge backen. Das finde ich persönlich immer unglaublich schade, aber es lässt sich leider nicht ändern...








Zehn Jahre lang habe ich in Deutschland geturnt, mit sechzehn habe ich aufgehört, weil es mir nicht mehr so gut gefallen hat. Trotzdem besitze ich noch immer das Wissen und Können der Elemente und Übungen von damals. So etwas verlernt man nicht so leicht. Als ich ungefähr drei Wochen hier war, habe ich Inka davon erzählt, dass ich mal eine lange Zeit geturnt habe und wir haben angefangen nach einer Möglichkeit zu suchen, dass ich auch hier turnen kann, um Leute kennenzulernen und Sport zu machen. Dabei habe ich Silja kennengelernt. Silja ist Lehrerin an der Elementary School nebenan (Klasse 7-9) und Silja leitet Donnerstags Nachmittags eine Art Turn-Club. Jeder kann dort hingehen, ob man nun gerade so weiß, wie man einen Purzelbaum macht, oder schon seit mehreren Jahren turnen als Leistungssport betreibt. Die Gruppe ist gemischt und nein, ich nehme nicht selbst dort teil, sondern ich helfe Silja, leiste Hilfestellung und gebe Tipps. Und falls Silja nicht da ist (das ist bis jetzt einmal - um genau zu sein war das Gestern - vorgekommen), dann bin ich alleine mit den Jugendlichen in der Halle. Mir macht es Spaß, mein Wissen und Können an andere weiterzugeben und außerdem bietet sich so die Möglichkeit für mich, dass ich selbst einmal in der Woche kostenlos mit den anderen Trainern trainieren darf. Ich bin wirklich dankbar für diese Möglichkeit und Silja ist eine unglaublich nette Person. Jeden Donnerstag komme ich aus der Halle und bin immer sehr viel besser gelaunt, als zuvor.







Freitage sind immer etwas anders, als die restlichen Tage in der Woche. Auch Freitags bin ich in der Vorschule, allerdings kommt jeden Freitag um 10 die ganze Schule in der Turnhalle zusammen. Dort spricht dann eine Pastorin über Gott und die Welt (Ha, Wortwitz) und anschließend führt eine Klasse etwas vor. Manchmal singen wir, manchmal werden Gedichte vorgetragen. Das Ganze dauert immer ca. 20 Minuten und trotzdem freue ich mich auf diese Zeit immer am wenigsten, ich habe praktisch Angst vor dieser Zeit. Denn, ich bin dafür verantwortlich das Pro, der kleine griechische Junge, sich benimmt und das tut er nicht. Nie. Wirklich nicht einmal, saß er bis jetzt still da und hat einfach zugehört. Ich schaffe es nicht, ihn ruhig zu halten, Katja schafft es nicht, kein Lehrer kriegt es hin, und er stört alle. Ich verstehe ja, dass es langweilig für ihn ist, still dort zu sitzen, wenn er kein Wort von dem versteht, was gesagt wird, aber seine Schwester, die nur ein Jahr älter ist als er, bekommt das ebenfalls hin. Also: Freitage lösen regelmäßig Angstzustände (okay, das ist vielleicht ein bisschen übertrieben) bei mir und den anderen Vorschullehrern aus. Wir haben es zwei Monate versucht und ihn so acht Mal (!!!) mit in die Turnhalle genommen, aber es funktioniert einfach nicht. Seit zwei Wochen ist Freitags nun mein Lieblingstag, denn ich bleibe immer mit Pro in der Vorschule, während die Anderen der Versammlung beiwohnen. Ich spiele Spiele mit dem kleinen und wir lachen und haben Spaß und die Welt ist gut. Und dann natürlich noch die Tatsache, dass ich Freitags nur bis 12 Uhr Schule habe (also streng genommen bis 11.15 Uhr, denn ab da bin ich nur noch im Lehrerzimmer). Also, ich denke jeder kann gut verstehen, warum seit zwei Wochen der Freitag mein Highlight der Woche ist.


Uff, das war ein langer Beitrag. Ich habe tatsächlich vor einem Monat angefangen, ihn zu schreiben und bin erst jetzt fertig geworden. Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauert, sich das alles durchzulesen, aber das ist ja nun auch nicht mein Job sondern eurer (bzw. war es, denn jetzt seid ihr ja schon am Ende angelangt). Ich hoffe jedenfalls, dass euch der Beitrag gefallen hat, ich gehe jetzt etwas kleines Essen. Wenn ihr noch Fragen habt, dürft ihr gerne die Kommentar-Funktion nutzen, die finde ich nämlich sehr toll. Bis zum nächsten Mal (hoffentlich ist das bald)!


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts