Freitag, 25. Oktober 2019

Wie und wo ich lebe

©Mary Carlsen
Willkommen bei mir Zuhause! Das ist das Haus, in dem ich für min. sechs Monate erst einmal leben werde. Schön gelb, schön sonnig, es strahlt doch schon gute Laune aus, oder?
Nun gut, ich werde euch in diesem Beitrag von meiner Gastfamilie, den Tieren, der Umgebung und dem Haus erzählen. Von meiner Gastfamilie habe ich keine Fotos, ihr müsst euch einfach ein Bild im Kopf zurecht denken. Lasst eurer Fantasie freien Lauf oder so... Dafür werdet ihr gleich in ein paar süße Tier-Gesichter blicken können, also viel Spaß beim Lesen!


Alavus Asema (=Alavus Bahnhof), so heißt der Ort, in dem ich lebe. Eine kleine Wohnsiedlung mit einem Mini-Supermarkt, einem Bowling-Center und einem Pub, der von meinen Gasteltern betrieben wird. Bis nach Alavus (ca. 12.000 Einwohner), also dort wo meine Schule ist, dauert es etwa zwanzig Minuten mit dem Fahrrad oder sechs Minuten mit dem Auto (so lange braucht die Sitzheizung im Auto auch, um warm zu werden). Umgeben bin ich hier von der legendären Route 66, der Landstraße, die gefühlt überall hinführt. Legendär deshalb, weil ich, als ich das erste mal von ihr gehört habe, herzhaft lachen musste und es Jedem, den ich bis jetzt von ihr erzählt habe, genauso erging. Warum die Route 66 alle zum Lachen bringt? Keine Ahnung, aber ich kann einfach nicht anders.
©Mary Carlsen
Direkt neben unserem Haus befindet sich außerdem - wie der Name Alavus Asema so schön verrät - der Bahnhof, bestehend aus einem verfallenden Haus und einem Parkplatz. Nein, es gibt nicht einmal ein Gleis hier, ihr könnt euch vorstellen, dass ich dumm aus der Wäsche geschaut habe, als ich damals, aus dem Zug gestiegen bin. Ich war mir nicht einmal sicher, ob wir an einem Bahnhof gehalten haben, kein Schild, kein Gleis, nichts. Jeden Tag höre ich das Klingeln, wenn die Züge ankommen, etwa drei Minuten lang klingelt es super laut, bis die Züge weitergefahren sind. Manche Zeiten kenne ich inzwischen schon auswendig, 8.13 Uhr morgens kommt ein Zug an, Abends um 19 Uhr, 20.14 Uhr und 22.53 Uhr der letzte Zug, den ich immer abwarte, bevor ich mich schlafen lege. Überraschenderweise stört mich das Geläute gar nicht, ich empfinde es fast schon als beruhigend und so weiß ich immer, wie spät es ist. Es gibt mir sogar eine gewisse Sicherheit, wenn ich Abends die Glocke höre.
Tatsächlich ist hier alles echt klein und für ein Großstadt-Kind wie mich sehr ungewohnt. Aber seit nun vier Wochen, habe ich hier ein Fahrrad und auch, wenn es immer kälter wird, fahre ich gerne Nachmittags ein wenig in der Natur herum und schaue mir die Landschaft an. Besonders jetzt im Herbst ist das wunderschön, da die Bäume in den tollsten Farben leuchten.
Nun eine kleine Vorstellung meiner Gastfamilie: Insgesamt sind wir sechs Menschen und fünf Tiere. Meine Gastmutter Ingrid (genannt Inka) kommt aus Belgien und hat selbst als sie jung war, einen Freiwilligendienst in Finnland absolviert, ganz hier in der Nähe. Danach ist sie geblieben, hat geheiratet, eine Bäckerei aufgemacht und zwei Söhne (inzwischen beide über 30 und ich kenne sie nicht) bekommen. Die Umstände kenne ich nicht, aber ihre erste Ehe endete irgendwann, sie zog hierher nach Alavus mit ihrem neuen Ehemann Mikko (mein Gastvater) und bekam noch einmal zwei Kinder, Sonja (24) und Jermu (15). Inzwischen ist Inka Lehrerin an der Grundschule, wo auch ich arbeite. Sie unterrichtet Englisch und Französisch und in der Abendschule auch Spanisch. Inka spricht sechs Sprachen und ist ein großer Musik-Liebhaber. Es kommt oft vor, dass sie im Auto zu den Liedern im Radio singt. Charakteristisch für sie sind zwei Dinge: 1. Aus irgendeinem Grund, vergisst sie immer, sich im Auto anzuschnallen. Es piept die ganze Zeit laut, aber erst nachdem eine Minute vergangen ist, beschließt sie, dem ein Ende zu setzen und sich anzuschnallen. Natürlich noch mit voll durchgedrücktem Gaspedal auf der Landstraße und keiner Hand am Lenkrad. Ich habe oft Panik, dass sie es nicht rechtzeitig schafft, wieder ans Lenkrad zu fassen, denn die Straßen sind kurvig hier, aber bis jetzt ist immer alles gut gegangen. Das 2. ist ihr Handy-Klingelton: Mamma Mia und die Lautstärke ist immer voll aufgedreht. Ich habe so oft einen Ohrwurm von diesem Lied, weil ich es so oft höre. Wenn ihr Handy in der Schule klingelt, fangen die Kinder immer an, mitzusingen, das ist auch sehr amüsant!
Als zweites möchte ich euch Mikko, meinen Gastvater vorstellen. Mikko war früher Koch und hat eine Zeit lang in Russland und der Ukraine gelebt (kann aber die Sprachen nicht) und hatte damals einen deutschen Mitbewohner. Noch Heute ist seine Aussprache von "Oktoberfest" und "Lederhosen" perfekt und bringt mich immer wieder zum Lachen. Inzwischen hat Mikko einen Pub, der letztes Jahr eröffnet wurde und wirklich süß ist! Er ist Abends und Nachts immer dort und schläft deshalb immer bis Mittags. Ich sehe nicht viel von ihm, aber es ist immer wieder sehr lustig, sich mit ihm zu unterhalten. Ich weiß noch, an meinem ersten Abend hier, da führte er mich zum Kühlschrank und zeigte mir einen Magneten. "Always remember that!" meinte er mit ernstem Blick. Der Aufdruck auf dem Magneten war folgender: "As long as everyone knows, we are a nice, normal family." Ich denke, diese Geste, gleich zu Anfang werde ich nie vergessen, das hat mir gleich ein bisschen das Gefühl von Heimat gegeben.
Dann gibt es in meiner Gastfamilie drei Kinder. Nr. 1 ist Jermu, mein Gastbruder. Er ist 15 Jahre alt, sieht aber sehr viel älter aus als das. Jermu geht in die 9. Klasse einer Secondary school (Von Klasse 7-9) und nächstes Jahr dann auf die Lukio Highschool. Soweit ich weiß, mag Jermu Computerspiele und Anime. Er spielt außerdem Bass in einer Band und Violine. Ansonsten habe ich aber nicht viel mit ihm zu tun, denn er ist eher einer von der verschwiegenen Sorte und redet kaum. Ich habe am Anfang noch versucht beim essen oder so Smalltalk mit ihm zu führen, es dann aber relativ schnell aufgegeben, als er mir genau erklärte, dass er nicht viel und gerne redet, ich es aber nicht persönlich nehmen soll. Ich komme eigentlich ganz gut klar damit, natürlich wäre es schön, wenn wir einander näher kommen könnten, aber so nebenher zu leben geht für mich auch in Ordnung.
Kind Nr. 2 ist Sonja. Sonja ist 24 Jahre alt und lebt eigentlich in Seinäjoki, der nächst größeren Stadt. Sie studiert dort, um eine Krankenschwester zu werden, kommt aber an den Wochenenden immer hierher. Sonja ist verlobt und heiratet nächstes Jahr im August, mit Glück bin ich zu der Zeit noch in Finnland und kann auf ihre Hochzeit gehen! Sie ist ein sehr lieber Mensch und man kann sich super gut mit ihr unterhalten. Sonja und ich haben den gleichen Serien-Geschmack, wir lieben beide Sitcoms und es ist schon vorgekommen, dass ich im Raum neben ihr war, die Stimmen der Schauspieler gehört habe und daran erkannt habe, welche Serie sie gerade schaut. Ich freue mich immer sehr, wenn sie an den Wochenenden zu Besuch da ist, besonders, wenn sie ihren super süßen Hund Choco mitbringt!
Kind Nr. 3 ist Jenna, sie lebt allerdings erst seit drei Tagen mit bei uns. Jenna ist die beste Freundin von Jermu und vor drei Wochen ist in ihrer Familie ein Unglück passiert, weshalb meine Gastmutter sie nun aufgenommen hat. Ich kenne Jenna noch nicht so gut, aber sie scheint nett zu sein. Sie hat grüne Haare, das ist sehr cool und macht sie mir direkt sympatisch. Ich hoffe, ich werde sie in den nächsten Monaten besser kennen lernen und zu ihr vielleicht eine bessere Beziehung haben, als zu Jermu. Das wäre doch sehr schön.
©Mary Carlsen
Okay, das waren die menschlichen Mitglieder meiner Gastfamilie. Kommen wir nun zu meinen Tier-Freunden. Ich bin wirklich froh, dass meine Gastfamilie Tiere hat, denn auch, wenn so immer viele Haare herumfliegen, ist es so wenigstens nie still im Haus. Der Haus-Hund ist Sara. Sara ist schon sehr alt und halb taub, nicht einmal der Staubsauger stört sie mehr, Sonja hat mir erzählt, dass das früher ganz anders war. Manchmal gehe ich mit Sara spazieren, das ist immer sehr angenehm, da ich so an die frische Luft komme.Hund Nr. 2 ist Choco und Choco gehört eigentlich Sonja, weshalb ich sie nur am Wochenende sehe. Choco ist der süße Frechdachs auf dem Bild rechts, ist sie nicht süß? Ich bin ganz verzaubert von diesem kleinen Fellknäul, sie ist ein super aktiver Hund und leckt immer alles und jeden ab.
Dann gibt es noch die zwei Katzen, Henry und Ich-vergesse-ihren-Namen-immer. Die zwei sind eher für sich alleine, außer, wenn sie Hunger haben. Da können sie auf einmal ganz lieb und zahm werden und streichen einem schnurrend um die Beine herum. Außerdem bestimmen sie selbst, wann sie gestreichelt werden wollen und wann es aufhören soll (am besten nie). Die zwei sind super niedlich, aber leider Kamera-Scheu, da schmerzt mein Fotografen-Herz manchmal ein bisschen...
©Mary Carlsen
Und zum Schluss gibt es noch die liebe Schildkröte, die so heißt, wie das Geräusch, dass sie macht, aber was genau das für ein Geräusch ist, kann ich beim besten willen nicht sagen. Die Schildkröte lebt hier im oberen Stockwerk und ihr Gehege ist offen, sie kann also heraus wann sie will (und sie will oft hinaus...). Es ist schon öfter passiert, dass ich im Dunkeln fast auf sie drauf getreten wäre, weil man sie kaum sieht. Jedes Mal erschrecke ich mich zu Tode und stoße einen kleinen Schrei aus und jedes Mal wecke ich damit irgendjemandem im Haus auf... Das tut mir immer total leid, aber die eigentliche Schuld hat diese Schildkröte!  Ihr müsst wissen, dass ich am Anfang sehr erfreut darüber war, eine Schildkröte im Haus zuhaben, denn ich fand Schildkröten immer toll! Seit dem ich mit einer in einem Haus lebe, habe ich diese Meinung geändert. Das Tier macht mir eine Heidenangst. Jedes Mal, wenn ich mein Zimmer verlasse, schließe ich die Tür hinter mir, damit sie nicht hereinkommen kann, wenn ich nicht da bin. Das ist nämlich ein Mal passiert und sie hat sich unter meinem Bett versteckt und ist tagelang dort geblieben. Ich war gerade dabei, mit meiner besten Freundin zu telefonieren, als sie hervor gekrochen und Mensch habe ich mich erschrocken... Und nicht nur das, denn wenn man mehrere Tage unter einem Bett verbringt, dann klingt es nur logisch, wenn man auch mal aufs Klo muss, oder? Und Leute, ich sag euch: Schildkröten-Kacke stinkt!
Netter Abschluss oder? Das ist meine Gastfamilie. Bis zum nächsten Mal.


4 Kommentare:

  1. Hallo Mary,

    hätten wir das gewusst, hätten wir dich besser vorbereitet:
    1. Beifahrer bei chaotischen Fahrern: Trainer Thom

    2. Senioren Hunde und Physio: Trainer Doreen


    3. Pub: Gastwirt oder Gast: Trainer - alle :-)

    Wir freuen uns auf die Fortsetzung - liebe Grüße

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  2. Hi Mary,

    hätten wir das gewusst, hätten wir Dich besser vorbereitet:

    1. Beifahrer bei chaotischen Fahrern: Trainer Thom

    2. Senioren Hunde und Physio: Trainer Doreen


    3. Pub Besuch als Gast oder Gastgeber: Trainer Alle

    Wir freuen uns auf eine Fortsetzung. Liebe Grüsse

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    1. Ach Mensch, hätte ich das vorher gewusst... Fortsetzung kommt bald (hoffentlich verspreche ich hier nicht zu viel) Bis dahin erstmal Tschüssi oder wie man hier sagt Nähdään! (das ist nur eine der tausend Möglichkeiten sich zu verabschieden und heißt wörtlich so was wie "man sieht sich")

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  3. Liebe Ulli, (entschuldige die späte Antwort) vielen Dank für die lieben Worte, es freut mich sehr, dass dir der Beitrag gefallen hat! Mehr kommt bald, ich arbeite an mehreren Beiträgen, die ziemlich viele Informationen preisgeben :D
    Liebe Grüße!

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