Samstag, 19. Oktober 2019

On-Arrival-Camp

©Isa Hedez
Das On-Arrival-Camp. Ich weiß um ehrlich zu sein gar nicht, wo genau ich mit meinen Erzählungen anfangen soll, es ist so viel passiert und ich hatte so eine schöne Zeit mit den anderen Freiwilligen.
Das Camp sollte uns spezifisch auf das Leben in Finnland vorbereiten und ging 10 Tage lang. In Deutschland habe ich ebenfalls ein Vorbereitungsseminar besucht, der Unterschied zu diesem war ganz einfach, dass dieses hier sehr viel kleiner, gemütlicher, persönlicher und spezifisch auf das Leben in Finnland ausgerichtet war. Am besten fange ich einfach ganz vorne an:





©Isa Hedez
Am zweiten Tag nach meiner Ankunft in Helsinki trafen sich alle Freiwilligen am Hauptbahnhof. Von dort aus fuhr uns dann ein Bus in die Nähe von Tuusula, wo Maailmanvaihto eine Art Jugendherberge für uns gebucht hatte. Ich kam also eine halbe Stunde zu früh am Treffpunkt an und war -Überraschung- die erste. Nach und nach gesellten sich andere Freiwillige dazu und man begann langsam, sich ein wenig zu unterhalten, peinliche Stille und fehlende Sprachkenntnisse inklusive. Zum Glück kannte ich bereits Marion und Freddi von dem Deutschen Seminar, Marion und ich waren in der Zeit wirklich gute Freundinnen geworden und auch Freddi war mir nicht unsympathisch, obwohl ich ihn kaum kannte. So hatte ich dann recht schnell Anschluss zu ein paar Leuten gefunden. Insgesamt war die Gruppe bunt gemischt, wir hatten viele Südamerikaner ein paar Asiaten, drei Afrikaner und ein paar aus Europa dabei. Leute aus aller Welt, die nun einen Freiwilligendienst in Finnland absolvieren würden. Nicht alle blieben ein Jahr, wie ich, manche auch nur ein halbes oder vier/fünf Monate. Nichts desto trotz verband uns alle diese eine Sache und das schaffte Vertrauen.Maailmanvaihto hatte sich für die 10 Tage ein strammes Programm für uns ausgedacht. Wir hatten jeden Tag vier Stunden finnisch Unterricht und zusätzlich noch zwei bis drei Workshops bezüglich dem Leben in Finnland.Es war anstrengend und bis auf die Essenszeiten hatten wir zwischen acht und einundzwanzig Uhr nicht viel Zeit für uns und trotzdem habe ich die Zeit dort sehr genossen.

©Mary Carlsen
©Mary Carlsen
Unser Sprachkurs war in zwei Teile aufgeteilt. Zum einen haben wir einen Input in die alltägliche Finnische Sprache bekommen und Sachen gelernt wie uns vorzustellen, Farben, Körperteile, das Wetter etc. Der andere Teil war gefühlt zehn mal so anstrengend und handelte von Grammatik. Ich weiß noch, wie ich in der ersten Stunde am Tisch saß und mich zurück in meinen ersten Französisch-Unterricht versetzt gefühlt habe. Die Regeln einer neuen Sprache zu erlernen hat mir schon immer Spaß gemacht und ich mochte das Gefühl, endlich etwas zu lernen. Am letzten Tag dann, sah das Ganze dann ganz anders aus: Inzwischen hatte ich mich schon mit den anderen angefreundet und wir litten als Gruppe. Alle zwei Minuten stand einer auf und holte sich etwas zu Trinken oder ging auf Toilette, nur, um dem Unterricht für eine kurze Zeit zu entfliehen. Mein Kopf rauchte und ich war ein wenig verzweifelt, denn was wir vermittelt bekommen haben, war im Prinzip folgendes: "Das ist einfach die Art wie sie sprechen. Ihr müsst es einfach verstehen, das beruht auf Intuition. Die Finnen haben ihre eigenen Regeln und Übersetzen bringt kaum etwas, versucht einfach euch in sie hineinzuversetzen, vertraut auf euer Sprachgefühl." Na vielen Dank auch. Ich war, ohne Witz, am verzweifeln und dachte, ich würde diese Sprache nie lernen. Und auch, wenn ich jetzt, drei Wochen später, noch immer nicht sehr viel mehr finnisch reden kann, verstehe ich inzwischen, was Allu, der Lehrer, mit all diesen Aussagen gemeint hat. Langsam entwickel ich ein Gefühl für die Sprache und das macht mich wirklich stolz.
©Mary Carlsen
Nach der Hälfte der Zeit, verbrachten wir dann einen Tag in Helsinki, eine Art Pause, zumindest so halb. Vormittags teilten wir uns auf und besuchten entweder ein Zentrum für geistig Behinderte Menschen oder wie ich, einer Elementary School (Klasse 1-9). Wir schauten uns ein wenig den Aufbau der Schule an und ein Lehrer beantwortete unsere Fragen. Vom Ding her, war der Unterschied zwischen Deutschland und Finnland in den Schulen kaum zu erkennen, aber ein paar Kleinigkeiten gab es doch, die ich auch anschließend hier in meinem Projekt bemerkt habe: Es duzen sich alle. Das heißt die Lehrer sind nicht Herr/Frau sowieso, sie werden mit Vornahmen angesprochen. Ebenfalls trägt man keine Schuhe in den Gebäuden, alle laufen auf Socken rum. Und zum Schluss ist der technische Fortschritt in den Schulen schon sehr viel mehr angekommen, als bei uns, Smartboards und Beamer in jedem Raum und andere Sachen, von denen ich nicht einmal sagen konnte, was genau sie darstellen sollten. Das war wirklich sehr beeindruckend.
©Mary Carlsen
Nach dem Besucht in der Schule, aßen wir in der Uni-Mensa zu Mittag und hatten anschließend ein bisschen Zeit für uns. Marion, Freddi, Ines (aus Österreich) und ich nutzten die Zeit, um uns Helsinki anzuschauen. Marions Projekt war in Helsinki, sie würde also das ganze Jahr dort verbringen, Freddi, Ines und ich jedoch wohnen weiter im Norden und haben einen weiteren Weg in die Hauptstadt. Wir verbrachten einen schönen Nachmittag zusammen, sahen uns ein paar Gebäude an, wanderten am Hafen und setzten uns anschließend irgendwo hin, um ein wenig etwas zu essen. Kurz vor unserer Rückreise, fing es stark an zu regnen und letzten Endes waren wir alle sehr froh, wieder zurückfahren zu können. Helsinki ist eine süße Stadt und hat teilweise echt hübsche Gebäude zum Anschauen, leider befinden sich momentan sehr viele Baustellen überall, die
Nach einer Woche, die wir inzwischen im Camp verbracht hatten, stand dann ein anderes, für mich sehr wichtiges Ereignis an: Mein 18. Geburtstag. Ich denke, jeder Teenager freut sich auf diesen Tag, der bedeutet, dass man nun volljährig und offiziell unabhängig von seinen Eltern ist (auf dem Papier zumindest).Ich muss zugeben, dass ich vorher ein klein wenig nervös war, was diesen Tag anging, denn ihn mit Leuten zu verbringen, die ich kaum kannte, erschien mir zuerst nicht so berauschend. Tatsächlich entwickelte sich der Tag aber ziemlich gut. Edgard, ein Junge, der aus Honduras nach Finnland kam, teilte tatsächlich seinen Geburtstag mit mir, nicht nur das, er wurde sogar auch 18 Jahre alt!
Das war ziemlich cool und so hatten wir von Anfang an etwas, das uns verband. Als die Uhr auf zwölf Uhr umsprang und mein Geburtstag offiziell begann, befand ich mich gerade im Aufenthaltsraum zusammen mit einer recht großen Gruppe anderer Freiwilliger. Wir hatten viel Spaß in der Nacht, unterhielten uns auf allen möglichen Sprachen, lachten viel und machten witzige Fotos. Auch, wenn keiner vorher wusste, dass ich Geburtstag hatte, zauberten sie alle von irgendwo ein kleines Geschenk für mich her. Sei es ein Flaschenöffner aus der Türkei, meine Lieblingssüßigkeit, die Marion extra aus Deutschland importiert hatte, Österreichische Marzipankugeln, ein Mexikanisches Armband oder ein Portemonnaie aus Bolivien. Viele der Freiwilligen gaben mir diese kleinen Gegenstände, die vor allem emotional eine große Bedeutung für mich hatten. Da an dem Tag trotzdem viel Programm anstand, gingen wir dann alle irgendwann schlafen. Am nächsten Morgen gab es dann eine kleine Geburtstags-Überraschung für Edgard und mich, denn der Franzose im Küchen-Team hatte eine Tarte au chocolat gebacken und Gott, die schmeckte vielleicht gut! Der Tag verging schnell, wir hatten die üblichen Finnisch-Stunden und andere Workshops. Am Abend dann, gab es noch ein kleines Highlight für mich, denn meine Eltern und mein Bruder waren für ein paar Tage nach Helsinki geflogen und wir gingen zusammen essen. Es war wirklich sehr schön und rückblickend gesagt, hätte ich meinen Geburtstag nicht anders verbringen wollen. Umgeben von so vielen lieben Personen aus der ganzen Welt, das war etwas ganz spezielles und machte den Tag wunderbar einzigartig!




Nach zehn Tagen, war das Camp dann vorbei und für uns hieß es, die Reise in die Gastfamilien und Projekte begann. Wir hatten einander kennen und mögen gelernt und eine Art Safe-Net aufgebaut. Da Freiwilligenarbeit für uns alle etwas neues war und wir alle, die Erfahrung miteinander teilen würden, war es klar, dass wir einander so gut es ging unterstützen würden. Wir wussten genau, falls es jemandem nicht so gut ging, konnten wir uns an einen anderen aus der Gruppe wenden. In diesem Camp haben wir nicht nur Dinge über das kommende Jahr gelernt, wir haben Freundschaften geschlossen, die über die ganze Welt verknüpft sind. Es kommen noch zwei weitere Camps auf uns zu und auch, wenn nicht bei jedem alle dabei sein werden, bin ich mir ziemlich sicher, dass wir auch nach unserer Zeit in Finnland zumindest zu ein paar Leuten, weiter Kontakt halten werden. Ich habe eine echt tolle Zeit in dem Camp verbracht und bin mir ziemlich sicher, die anderen im Laufe des Jahres noch öfter zu sehen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Das Camp war wirklich toll und ich würde jederzeit zurück gehen und diese zehn Tage noch einmal erleben.
So, das war das On-Arrival-Camp. Ich füge jetzt weiter unten noch ein paar Fotos mit schönen Momenten ein. Ansonsten, sage ich tschüss und wir hören beim nächsten Beitrag voneinander! (Der wird sicher nicht so lange auf sich warten, ich habe viel zu erzählen!)



©Isa Hedez



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