Montag, 30. März 2020

Abschied

©Mary Carlsen
Hallo ihr Lieben!
Mit schwerem Herzen schreibe ich euch heute aus dem schönen Hamburg, wo ich seit nun fast zwei Wochen wieder bin.
Auf Grund der momentanen Situation weltweit hat die Regierung beschlossen, alle Freiwilligen zurück nach Deutschland holen zu lassen, was bedeutet, dass mein Freiwilligendienst fünf Monate früher beendet wurde, als geplant. Die Nachricht habe ich vor genau zwei Wochen erhalten und danach ging alles super schnell. Ein Tag blieb mir, mich von allen zu verabschieden und schon am Mittwoch den 18. März (auf den Tag genau sieben Monate nach meiner Einreise) ging es für mich dann zurück in die Heimat. Es war kein schöner Abschied und ich hätte mir um alles in der Welt einfach mehr Zeit gewünscht, um alles zu verarbeiten, vorzubereiten und mich vor allem vernünftig von allen zu verabschieden, aber im Leben läuft nun einmal nicht alles so, wie man will. Nichts desto Trotz waren die vergangen Monate eine absolute Bereicherung für mein Leben und da ich zwischen November und jetzt nichts von mir habe hören lassen, kommt hier nun noch einmal ein kleiner Einblick in meine Highlights der letzten Monate.

Tallin


Tallin habe ich in der Zeit, in der ich in Finnland war, zwei Mal besichtigt. Von Helsinki war es relativ leicht einfach die Fähre ans andere Ufer zu nehmen und so bot es sich an. Als wir das erste Mal dort waren, stand das typische Sightseeing Programm an. Die Altstadt von Tallin ist wunderschön und ich empfehle jedem, dort ein paar Tage zu verbringen. Am meisten genossen habe ich jedoch die Gesellschaft meiner Freunde, wir waren zu viert und haben vor Ort tatsächlich noch eine Gruppe anderer Freiwilliger getroffen, von denen eine Geburtstag hatte, also haben wir Abends (oder eher Nachts) zusammen gefeiert. Es fällt mir schwer zu erklären, was ich fühle, wenn ich jetzt auf diese Tage zurückblicke. Ich kann nicht aufhören zu Lächeln, weil die Zeit einfach unbeschreiblich war und wir wirklich ein schönes Wochenende dort verbracht haben. Gleichzeitig fühle ich die Traurigkeit in jeder Zelle meines Körpers. Ich weiß nicht, ob ich diese Freunde je wiedersehen werde. Und mir ist klar, dass das gerade sehr dramatisch klingt, aber in dieser Zeit, die wir hier zusammen verbracht haben, haben wir ein Band geknüpft, dass uns immer irgendwie verbinden wird und das obwohl wir teilweise von verschiedenen Kontinenten stammen. Ich bin einerseits super dankbar für die Zeit, die wir zusammen hatten und andererseits wünsche ich mir nichts sehnlicher, als, dass ich diese übrig gebliebenen fünf Monate auch noch hätte. Aber ich schweife vom Tallin-Thema ab, also wieder zurück. Ich lege es euch wirklich ans Herz, die Stadt einmal zu besuchen, am besten bei Sonnenschein (obwohl auch Graupel ganz nett ist, das hatten wir bei unserem zweiten Besuch dort und es war wirklich super witzig).

Mid-Term Camp

Das Mid-Term Camp ging leider nur vier Tage, die aber trotz allem unbeschreiblich waren. Natürlich diente es zum einen dem Zweck, auf das vergangene halbe Jahr zurückzublicken und das hat Maailmanvaihto wirklich super organisiert, nichts desto Trotz stand für uns Freiwillige glaube ich im Fokus, die anderen wiederzusehen. Manche hatten wir natürlich schon vorher öfter getroffen, andere hatten wir seit dem On-Arrival-Camp nicht mehr gesehen. Es war sehr toll, zu sehen, wie es den anderen ging, Geschichten auszutauschen und einfach diese Verbundenheit wieder zu spüren. Noch dazu hatten wir schön viel Schnee über die vier Tage, was das alles noch magischer gemacht hat. Im Camp habe ich außerdem das erste Mal Eislochschwimmen ausprobiert, bzw es war eher ein raus aus der Sauna, dann 20 Meter barfuß auf dem Schnee zum See laufen, zwei Sekunden im See und dann nichts wie zurück in die Sauna. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie unglaublich kalt das war. Aber auch so so so gut. Nichts für schwache Nerven, aber solltet ihr jemals im Winter in Finnland sein, probiert es aus, es lohnt sich!
Jetzt im Nachhinein wünsche ich mir, ich hätte mich von den anderen besser verabschiedet, aber woher hätte ich denn auch wissen sollen, was alles passiert?

Besuch aus Belgien

Erinnert ihr euch daran, wie ich ganz am Anfang erzählt habe, dass meine Gastmutter aus Belgien kommt? Auf Grund ihrer Kontakte in das Land haben wir im Februar für eine Woche Besuch von zwei Lehramtstudenten und zwei Dozenten bekommen, die sich das finnische Schulsystem anschauen wollten. Für die fünf Tage war ich quasi ihr persönlicher Führer von Klasse zu Klasse und zum Essen und so weiter und sofort. Und neben netten Gesprächen mit den Dozenten auf Englisch, Französisch und Flämisch (das war vielleicht ein Kuddelmuddel manchmal), habe ich in den Lehramt-Studenten tatsächlich zwei neue Freunde gefunden. Die Jungs waren super und auch Nachmittags habe ich viel Zeit mit ihnen verbracht. Wir waren zusammen Eishockey spielen, im Zoo von Ähtäri (wo es Pandas gibt!!) und an ihrem letzten Abend haben wir im Pub meiner Gasteltern zusammen getanzt und Bingo gespielt. Es hat leider keiner von uns gewonnen und für mich war es sogar sehr anstrengend, weil ich die Zahlen übersetzen musste, aber nichtsdestotrotz hatten wir sehr viel Spaß und sind jetzt auch über die sozialen Netzwerke miteinander vernetzt. Und ich habe ein Land mehr auf meiner Reiseliste stehen...

Winterferien in Lappland

Zu siebt haben wir vor nicht einmal einem Monat ein paar Tage im schönen Lappland verbracht. Wir hatten eine Hütte mitten im Nirgendwo gebucht und waren quasi eingeschneit im Schnee. Sauna, Eislochfischen (auch wenn wir nicht wirklich gefischt haben, wir haben nur ein Loch gemacht), Ausflüge nach Schweden und Norwegen und Spaß im Schnee. Ich könnte euch so viele kleine Anekdoten erzählen, aber das würde ewig dauern, deshalb verschließe ich sie lieber in meinem Herzen und erzähle sie euch irgendwann persönlich, wenn ihr nachfragt. Ein paar kleine Stichpunkte, um eure Neugier anzuregen: Ausgeschlossen am 1. Abend, Polarlichter, Saunaspaß und und und.
Diese Worte zu schreiben fällt mir so schwer. Ich fühle so viel, wenn ich an diese Tage zurückdenke und deshalb belasse ich es hierbei. Aber Lappland ist auf jeden Fall etwas, was ihr euch als Reiseziel merken solltet.





Zum Abschluss noch zwei Bilder, die meine Gefühle hinsichtlich meiner Zeit in Alavus wiederspiegeln, Die Katze ist Henri, er gehört meiner Gastfamilie und hat sich gnädigerweise dazu bereit erklärt, nach Monate langen Versuchen nicht vor meiner Kamera wegzulaufen. Die letzten Monate habe ich mich in meiner Gastfamilie super wohl gefühlt und ich hatte das Gefühl, inzwischen ein wirklicher Teil der Familie geworden zu sein. Mit anderen Freiwilligen habe ich mich über die Monate ausgetauscht, die noch hätten kommen sollen und wir waren alle der Meinung, dass die kommende Zeit die beste gewesen wäre. Nun bin ich kein Mensch, der Sachen hinterhertrauert, von denen wir nicht mal wissen, wie sie passiert wären, aber die Tatsache, dass ich mich besonders in den letzten Monaten einfach sehr angekommen gefühlt habe, hat den Abschied nicht leicht gemacht. Und dass es so plötzlich kam, hat mich am meisten gestört. Ich hatte nicht wirklich Zeit, zu realisieren, dass nun Tschüss sagen angesagt ist. Erst als ich auf dem Weg zum Flughafen in einem (nebenbei fast komplett leerem) Zug saß, realisierte ich, dass ich fürs erste nicht zurückkommen werde und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen.
Auch der Abschied von der Schule hat mir das Herz gebrochen, wenn er nicht sogar noch schlimmer war. Auf Grund des Corona Virus durfte ich keinen Umarmen, aber mein kleiner Griechischer Junge und seine große Schwester haben sich natürlich trotzdem nicht dran gehalten, ganz die kleinen süßen Regelbrecher, wie ich sie kenne. Auch, wenn mein Süßer nicht wirklich verstanden hat, dass der Abschied für für immer war, seine große Schwester wird es ihm irgendwann erklären. Ihre letzten Worte zu mir waren, dass ich bitte bleiben soll, nicht nur bis zum Sommer sondern auch noch das Jahr danach. Tut mir leid meine kleine, aber das wird wohl nicht möglich sein. Ich werde euch aber nie vergessen, ihr habt immer einen besonderen Platz in meinem Herzen.


 Meine Zeit in Finnland ist nun vorbei. Während ich das hier schreibe, muss ich wieder weinen, aber nicht nur, weil ich traurig bin, sondern vor allem, weil ich so dankbar bin. Das vergangene halbe Jahr war einfach unbeschreiblich. Ich habe so viele neue Sachen gemacht, so viele Leute kennen und lieben gelernt. Mein Herz wird immer einen Platz in Alavus haben. Kiitos paljon kaikille, das Vergangene Jahr war ihana und iso hyvä und ich werde die Zeit nie vergessen. In diesem Sinne:

Hei hei

T.: Mary

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