Montag, 18. November 2019

Drei Monate hier: Wie gehts mir?

©Mary Carlsen
Heute (18.11.) sind es auf den Tag genau drei Monate, die ich nun hier in Finnland bin. Oder, wenn ich die Wochen zähle 13 Wochen und ein Tag. Drei Monate klingt jetzt erstmal nicht so viel, aber wenn ich euch sage, dass 1/4 der Zeit schon rum ist, klingt das doch ganz anders oder? Ich kann es selbst irgendwie noch gar nicht glauben, die Zeit verging so unglaublich schnell! Ich weiß noch, wie das war als ich mit 15 drei Monate in Frankreich war, damals kam mir die Zeit so lang vor, das ist jetzt ganz anders. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich noch 9 Monate hier bin, bevor es für mich zurück ins schöne Hamburg geht, ich weiß es nicht. Jedenfalls wollte ich mal ein Zwischen-Update geben, wie es mir so geht. Ich habe inzwischen erzählt wo ich lebe und was ich hier mache, aber der Punkt, „wie fühle ich mich in meiner neuen Heimat“ ist bis jetzt recht kurz gekommen. Darum geht es in dem Beitrag heute.


©Mary Carlsen
Im Allgemeinen kann man sagen, dass ich mich hier gut eingelebt habe. Seit ein paar Wochen habe ich eine feste Routine, die sich jede Woche wiederholt und es kommen keine neuen Sachen mehr dazu. Das ist gut, denn es gibt mir ein Stückchen Sicherheit. Ich bin zufrieden mit meinem Projekt, ich könnte mir zwar nicht vorstellen diese Arbeit für den Rest meines Lebens zu machen, aber trotzdem freue ich mich darauf, weiter im nächsten Jahr ein Teil dieser Schule sein zu dürfen! Ab und zu gibt es natürlich Tage, an denen ich die Kinder allesamt verfluchen könnte (heute war so ein Tag, meine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt...), aber das ist ziemlich normal. Katja, meine Kollegin, meinte auch vor ein paar Wochen zu mir: „Sometimes I hate my job“ und sie macht das hier nicht nur für ein Jahr, sondern schon seit 10 Jahren und für den Rest ihres Lebens. Ich glaube, wenn ich jetzt gehen müsste, würde mir das unglaublich schwer fallen, einfach, weil ich die Kinder wirklich ins Herz geschlossen habe, egal wie nervig sie manchmal sein können. Ich weiß noch nicht, wie das wird, wenn ich Ende Mai meinen letzten Schultag hier haben werde, aber darüber mache ich mir noch keine Gedanken, das ist ja schließlich noch sechs, sieben Monate entfernt.
Auch in meiner Gastfamilie fühle ich mich von Woche zu Woche wohler. Am Anfang war ich mir noch unsicher, ob ich hier wirklich das ganze Jahr über bleiben möchte (es gibt die Option, die Gastfamilie nach 6 Monaten zu wechseln), aber ich bin mir inzwischen eigentlich zu 90% sicher, dass ich hier weiter wohnen möchte, insofern nicht irgendetwas passiert, was ganz schlimm ist. Es hätte mich sehr viel schlimmer treffen können! Meine Gasteltern sind super nett, mit Mikko unterhalte ich mich auch gerne etwas länger, weil er gut zuhören kann. Inka redet viel und gerne, aber manchmal springt sie so schnell von einem Thema zum nächsten, dass ich kaum mitkomme. Ich muss zugeben, das überfordert mich manchmal ein bisschen, aber ist auf jeden Fall besser, als wenn ich gar nicht mit ihr reden könnte. Und dadurch, dass die Straßen inzwischen ziemlich vereist sind, haben sich auch ihre Fahrkünste gebessert, sie schnallt sich tatsächlich an, bevor wir losfahren!
©Mary Carlsen
Apropos Wetter: Seit drei Wochen haben wir hier Schnee! Zwischendurch war es richtig kalt, -12°C und ich trug gleich mehrere Schichten an Klamotten. Letzte Woche ist es aber wieder wärmer geworden, wir haben ganz knapp sogar Plus-Grade tagsüber, nur Nachts friert es wieder. Deshalb muss man auch total aufpassen, dass man nicht ausrutscht, ich war schön öfter kurz davor mich aufs Mündchen zu legen und ich bin nun wirklich nicht jemand, der schnell das Gleichgewicht verliert. Als ich Inka darauf angesprochen habe, hat sie mir stolz ihre Winterstiefel gezeigt, die Spikes an den Sohlen befestigt haben. Sehr cool, aber auch bestimmt super teuer, da gehe ich lieber ein einfach bisschen langsamer. Über den Schnee freue ich mich übrigens, vor allem, da er nicht zu verschwinden scheint. Wir haben momentan wirklich Tauwetter, aber er bleibt einfach weiter liegen. Sehr toll!
Sachen an die ich mich inzwischen gewöhnt habe, sind folgende: Der Kaffee. Ich mochte Kaffee schon immer, aber aus irgend einem Grund, ist er hier besser. Ich kann gar nicht genau sagen wieso, aber ich brauche einfach täglich meine zwei Tassen Kaffee, ich genieße es richtig! Dann die Türschlösser. Ihr müsst wissen, dass die hier genau anders herum funktionieren als in Deutschland. Wenn man hier eine Tür abschließen will, dreht man den Schlüssel weg von der Klinke und nicht zu ihr hin. Zu Anfang hat es mich in den Wahnsinn getrieben, jetzt bin ich dran gewöhnt, weiß aber, dass es in Deutschland wieder eine Umstellung sein wird.
Eine Sache, an die ich mich noch nicht gewöhnt habe ist, mein Schlafrhythmus. Ich schlafe ca 7 manchmal 8 Stunden Nachts, das hat mir in Deutschland eigentlich immer gereicht. Hier bin ich teilweise so müde, dass ich Nachmittags einfach zwei Stunden lang ein Nickerchen halte. Ich. Das hab ich nicht mehr gemacht, seit dem ich ein kleines Kind war. Am Anfang ist es sogar zwei drei Mal vorgekommen, dass ich Morgens verschlafen habe (trotz Wecker!!), aber das passiert mir inzwischen nicht mehr (nur meinem Gastbruder min. 2x die Woche, er ist auch der Grund, warum ich fast nie pünktlich in der Schule bin). An den Wochenenden schlafe ich meistens 12 Stunden und wenn ich das nicht kann, dann ist meine Laune die ganze nächste Woche auf dem Tiefpunkt... Aber ich denke, auch das ist normal, meine Gastmutter hat erzählt, dass sie als Freiwillige fast jeden Tag 11 Stunden geschlafen hat. Das ganze Jahr lang! Wenn ich das nur auch könnte.

©Mary Carlsen
Als letzten Punkt wollte ich noch die finnische Sprache ansprechen. Ich habe noch keinen Beitrag darüber verfasst, wie ich hier lerne, habe das allerdings noch vor, weshalb ich nicht zu viel vorweg nehmen möchte. Nur so viel: Es geht voran! Ich merke, wie ich von Woche zu Woche mehr verstehe und das wird mir auch zurück gemeldet. Inzwischen sprechen die anderen Lehrer auch nicht nur englisch mit mir sondern wechseln immer mal wieder ins Finnische und ich kann stolz sagen, das ich ziemlich oft verstehe, was sie von mir wollen! Ich hoffe, es geht weiter so!
Okay, das war nun mein kleines Zwischen-Update nach drei Monaten. Ich habe viel vor in den nächsten Monaten und freue mich, auch die kommende Zeit! Jetzt erst einmal bis zum nächsten Mal. Hei hei!


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